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Vom Patienten zum Physiotherapeuten und Dozenten

Hinweis: Gastbeitrag eines Kollegen veröffentlicht ohne Gegenleistung (siehe Ende des Artikels).

Vom Patient zum Physiotherapeuten und Dozent zum Thema Schmerz

Die Verletzung: wie es auf dem Footballfeld begann

Ein plötzlicher Schmerz im Knie während des Spiels, ich sackte zusammen und lag am Boden. Mein Knie war geschwollen, es zog und brannte, wenn ich versuchte, es anzuwinkeln. An Gehen oder gar Laufen war nicht zu denken. So lag ich auf dem Footballfeld und hatte mir zum ersten Mal in meinem Leben eine richtige Sportverletzung zugezogen. Wie ich damit umgehen sollte, wusste ich selbst nicht, ich fühlte mich hilflos, mein Knie tat nicht, was es sollte. Es tat nicht das, was ich mein ganzes Leben gewohnt war. Ich versuchte aufzustehen, aber es gelang mir nicht. Schlussendlich mussten mich meine Teamkollegen stützen und vom Feld führen. Diese Hilflosigkeit war ganz neu für mich und ich musste mich zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen. Stöhnend setzte ich mich auf die Bank und lagerte mein Bein hoch.

Christoph Schwertfellner von BEST Basis effektiver Schmerztherapie
Physiotherapeut Christoph Schwertfellner

Mein Name ist Christoph Schwertfellner, ich bin Physiotherapeut aus Altötting. In diesem Artikel möchte ich von meinen eigenen Erfahrungen mit Schmerzen erzählen und davon, wie ich meine Probleme lösen konnte. Mittlerweile bin ich Physiotherapeut, weil ich auch andere Menschen dabei unterstützen möchte ihre Gesundheitsprobleme zu lösen. Direkt zu Beginn habe ich von meiner eigenen Verletzung erzählt. Damals war ich Schüler am Gymnasium und wusste nicht so recht, welche Laufbahn ich nach dem Abitur einschlagen sollte. Ein Studium? Elektrotechnik vielleicht? Oder doch zuerst eine Ausbildung in dem Bereich? Oder doch etwas mit Sport? American Football machte mir schon sehr viel Spaß und ich konnte mir vorstellen, etwas daraus zu machen.

 

Dann kam der Tag meiner Verletzung, von dem ich bereits erzählt habe. Bei einem Saisonspiel verlor mein Gegner das Gleichgewicht und fiel mir direkt von der Seite in mein gestrecktes, linkes Knie. Es fühlte sich an, als würde das Gelenk unnatürlich nach innen wegknicken. Was da genau passiert war, konnte ich in dem Moment nicht einschätzen. Als ich später beim Orthopäden war, stellte dieser fest, dass ich mir meine Kniescheibe ausgerenkt hatte. Er verordnete mir 6 Wochen Sportverbot und im Anschluss durfte ich wieder trainieren. Nach der Zwangspause war ich froh, endlich wieder trainieren zu können. Schon in der ersten Einheit war ich voller Tatendrang und wollte zeigen, dass wieder mit mir zu rechnen war!

Meine ersten Erfahrungen mit der Physiotherapie

Dann passierte es: Schon nach wenigen Minuten gab es ein Knacken – mein Knie knickte wieder nach innen weg. Ich war am Boden zerstört. Nach den 6 Wochen Pause hatte sich mein Körper wieder vollständig regeneriert angefühlt und dennoch war bereits die erste Belastung zu viel für mein Knie. Ich ging erneut zu meinem Arzt und dieses Mal wurde mir Physiotherapie verordnet. „Du musst mehr Muskeln aufbauen, damit deine Kniescheibe besser stabilisiert wird“, hieß es dort. Das ergab für mich Sinn, ich ging also regelmäßig zur Behandlung, um dort mit verschiedenen Geräten zu trainieren. Zuerst mit Theraband, dann mit Wackelbrettern und verschiedenen kleinen Gewichten. Zu einem späteren Zeitpunkt fragte ich meine Physiotherapeutin, ob ich wieder mit Kniebeugen anfangen dürfe. Sie antwortete mir, das ginge auf jeden Fall, ich solle aber aufhören, sobald es weh tut. Daran hielt ich mich sehr genau, schließlich wollte ich nichts verschlimmern. Meine Kniebeugen klappten damit allerdings nicht so richtig. Sobald ich mit ein wenig Gewicht ein paar Zentimeter in die Knie ging, tat es direkt weh. Mir schauderte bei dem Gedanken, ich könnte das Knie damit noch mehr beschädigen, also trainierte ich sehr vorsichtig und wohl auch nicht besonders effektiv.

 

Die Folge war leider, dass meine Kniescheibe im Training einmal mehr aus der gewohnten Position sprang und ich lag wieder einmal mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. Ich erinnere mich, dass ich in die Notaufnahme gebracht wurde, dort mussten wir mehrere Stunden warten, bis sich jemand überhaupt das Knie ansehen konnte. Die Zeit verging langsam und ich fühlte mich wirklich schlecht. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich nicht mehr auf meinen Körper verlassen konnte. Mein Knie pochte fürchterlich und ich konnte keine Position lange aushalten. Also wechselte ich ständig meine Sitzposition, jedes Mal verbunden mit einem mehr oder weniger unterdrücktem Stöhnen. Das Knie wurde immer dicker, dann endlich wurde ich aufgerufen. Nun bekam ich zusätzlich die Diagnose, dass sich ein Haarriss, also ein kleiner Knochenbruch in meiner Kniescheibe befindet. „Jetzt bin ich also endgültig kaputt“, dachte ich mir und sah mich schon meine Footballschuhe und damit meinen geliebten Sport an den Nagel hängen.

 

Die nächsten Wochen rang ich immer wieder mit mir selbst, ob ich mir diesen Sport überhaupt noch einmal antun sollte. Auch ein Beruf, den ich mit Sport verbinden kann, war für mich in weite Ferne gerückt.

Endlich Fortschritte durch Erfolgreiche Physiotherapie

Mir wurde erneut Physiotherapie für mein Knie verordnet. Dieses Mal war ich bei einer anderen Therapeutin. Zuerst sprachen wir lange miteinander, wie es bei mir weitergehen soll. Dann war für die Therapeutin klar: „Wenn du dein Knie wieder voll belasten möchtest, und deinen Sport wieder ausführen möchtest, dann müssen wir trainieren! Und zwar effektiv!“ Und das taten wir. Diese Therapeutin schaffte es als Erste, mir die Angst vor den Schmerzen zu nehmen. Bei ihr durfte ich auch tiefe Kniebeugen machen, selbst wenn das Knie dabei zitterte und ein Ziehen und Stechen an der Kniescheibe zu spüren war. Ich merkte allerdings schnell, dass mein Knie schon nach wenigen Wiederholungen weniger rebellierte. Statt sich zu verschlimmern, wurde es sogar besser! Nun schöpfte ich neue Hoffnung. Und tatsächlich fühlte sich mein Bein immer stabiler und kräftiger an. Die kommende Saison konnte ich voll durchspielen. Das, was mir schlussendlich geholfen hat, war, effektiv zu trainieren und Schmerzen nicht mehr als Feind und als Gefahr wahrzunehmen, sondern mit ihnen zu arbeiten. Ich erkannte, Schmerz ist nicht per se schlecht, im Gegenteil – Schmerz ist eine bedeutungsvolle Körperfunktion. Manchmal gilt es allerdings, diese wieder in normale Bahnen zu lenken.

 

Nach dieser positiven Erfahrung wusste ich jetzt auch, welchen Beruf ich ergreifen möchte. Ich wollte Physiotherapeut werden, um auch andere Menschen mit solchen Beschwerden unterstützen zu können. Heute bin ich Physiotherapeut aus Leidenschaft und habe mich besonders auf Schmerzen im Bewegungsapparat spezialisiert. Ich habe viele Fortbildungen im Bereich Sport, Training, Schmerz, aber auch Kommunikation und Selbstmanagement absolviert. Ich möchte derjenige sein, der andere Menschen dabei unterstützt, sich wieder wohl im eigenen Körper zu fühlen und ihren Alltag wieder zu bewältigen.

BEST - ein Projekt, um moderne Therapie besser zu etablieren

Ein weiterer Wunsch von mir ist, dass sich ein angemessener Umgang mit Schmerzen in der Physiotherapie weiter verbreitet. Damit meine ich u. a. das Schmerzen nicht per se sofort zum Abbruch eines Trainings führen sollten und das wir auch solche Probleme häufiger lösen können. Mir ist es wichtig, dass aktuelles, wissenschaftlich fundiertes Wissen auch bei den Betroffenen ankommt, damit diese ihre Ziele erreichen - wie damals bei mir.

 

Deswegen habe ich mit zwei Freunden das Projekt BEST – Basis effektiver Schmerztherapie ins Leben gerufen. Hier haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, aktuelles Wissen zu Schmerz und den Umgang damit über viele Kanäle zu verbreiten. Auch für Physiotherapeuten bieten wir dabei Informationen und Kurse an. Damit noch mehr Menschen geholfen werden kann, aus so einer Krise herauszukommen. Der effektivste Weg ist eine wissenschaftlich fundierte, evidenzbasierte Herangehensweise, die wir bei unseren Kursen vermitteln. Wenn du dich für weitere Geschichten, Informationen oder sogar Kurse zum Thema Schmerz interessierst, dann sieh dir jetzt unsere Homepage zum Projekt an: www.best-therapie.com

Disclaimer: Bei diesem Artikel handelt es sich um den Beitrag eines geschätzten Kollegen aus der Gruppe BEST – Basis effektiver Schmerztherapie. Das Team rund um BEST bietet hochwertige Weiterbildungen zum Thema Schmerz für verschiedene Personengruppen. Ich veröffentliche diesen Beitrag auf meinem Blog, da ich das Angebot von BEST für empfehlenswert erachte. Für die Veröffentlichung dieses Beitrages erhalte ich keinerlei Gegenleistung (Bezahlung oder Vergünstigungen) oder ähnliche Vorteile.